In meinem Artikel „Quantifizierung – Zeitmanagement eines Fach- und Urkundenübersetzers“ definierte ich die fünf Grundparameter welche die Dauer einer Übersetzung bestimmen. Das sind Komplexität des Textes, Lese-, Übersetzungs-, Recherche- und Überarbeitungszeit. Warum aber ist die Recherche für eine hochwertige Übersetzung essentiell?
Die Antwort ist kurz und einfach: Um eine korrekte und hochwertige Übersetzung erstellen zu können. Hinter dieser kurzen und einfachen Antwort steckt aber mehr als man denkt. Denn für eine hochwertige Übersetzung reicht es bei weitem nicht aus, nur die Wörter zu kennen, sondern man muss …
… den Inhalt vollständig verstehen und die angesprochenen Konzepte, Technologien oder Lösungen kennen. Denn nur was man verstanden hat, kann man sprachlich präzise übersetzen und auch technisch korrekt formulieren. Und genau das macht eine hochwertige Übersetzung aus. Versteht der Übersetzer den Text nicht, oder versteht er ihn falsch, weil ihm Hintergrundwissen fehlt, entsteht ein weiteres Exemplar jener Übersetzungen die belächelt und vielfach durch den Kakao gezogen werden.
Hintergrundwissen ist die Grundlage
Die Grundlage für ausreichendes Textverständnis ist umfassendes Hintergrundwissen im Fachgebiet. Nur durch das Hintergrundwissen kann man als Übersetzer präzise und zügig arbeiten. Arbeitet man für Marktführer oder in schnelllebigen Fachgebieten wie der IT, stößt man durch Innovationen oft auf neue Fachbegriffe, Konzepte, Technologien und Lösungen. Für eine hochwertige Übersetzung muss man diese Neuerungen recherchieren, oder es sich vom Kunden erklären lassen, das Konzept verstehen und sein Hintergrundwissen somit erweitern. Was passiert, wenn die Grundlagen schon nicht ausreichen, lesen Sie in „Badly Broken English“.
Die Crux mit der Fachterminologie
Auch die einschlägige Fachterminologie, also die Fachbegriffe eines Fachbereiches, ist entsprechend an das Hintergrundwissen des Übersetzers gekoppelt. So kann ein Wort in einer anderen Sprache eine Vielzahl von Bedeutungen haben. Um das zu illustrieren, ist eines meiner Lieblingswörter das englische Wort „litter“. Es bedeutet „Müll“, „Sänfte“ oder „Wurf“ (z.B.: ein Wurf Kätzchen). Der Bedeutungsunterschied zwischen diesen Bezeichnungen ist offensichtlich.
Kennt man einen Begriff nicht, weil er beispielsweise sehr selten ist oder im Rahmen einer Innovation verwendet wird, muss man ihn recherchieren. Nicht, dass aus der oben genannten „Sänfte“ plötzlich durch Unwissenheit „Müll“ wird. Kein Problem wenn der Fachübersetzer Hintergrundwissen hat: Er kennt einschlägige Fachliteratur und hat Fachwörterbücher zur Hand, erkennt die korrekte Übersetzung und das Problem ist schnell behoben. Je nach Situation überprüft er sein Ergebnis nochmal zur Sicherheit, ob das gewählte Wort auch an von anderen Quellen in der Fachsprache des Fachbereiches verwendet wird. Denn: Auch Wörterbücher und andere Quellen können irren.
In anderen Worten: Da es beim Übersetzen nicht darum geht ausschließlich die Wörter korrekt zu übertragen, sondern darum den Inhalt sprachlich und fachlich korrekt in die Zielsprache zu übertragen, ist Recherche bei Neuerungen, unbekannten oder seltenen Fachbegriffen, Konzepten und Technologien enorm wichtig. Denn nur so entsteht eine sprachlich und technisch korrekte und präzise Übersetzung – in anderen Worten: eine hochwertige und professionelle Übersetzung.